Politische Turbulenzen
Wenig Auswirkungen am Rohstoffmarkt nach Türkei-Putsch. Rehordmengen in US-Öllägern.
22.07.2016
Erneut war dies eine politisch turbulente Woche. Der versuchte Putsch in der Türkei wurde von weiten Teilen des türkischen Volkes abgelehnt, doch von Präsident Erdogan genutzt, um Widersacher aus dem Weg zu räumen. Er spricht von "Säuberungen", die sich gegen mutmaßliche Unterstützer seines einstigen Weggefährten Fetullah Gülen richten. Derzeit wurden ca. 60.000 Menschen verhaftet oder vom Dienst suspendiert. Auf den Markt für Aktien oder Rohstoffe hatte der Putsch kaum Auswirkungen. Die Ökonomie der Türkei aber wurde in Mitleidenschaft gezogen. Der Markt wird die Auswirkungen mit großem Interesse beobachten, ist doch die Türkei ein wichtiger Außenhandelspartner Deutschlands und ein wichtiger Faktor der Weltwirtschaft.
Nach Angaben von n-tv verunsichert der Brexit auch den deutschen Aktienmarkt. Der ZEW-Index ist überraschend deutlich gefallen. Die Börsianer fürchten, dass der Austritt Großbritanniens Auswirkungen auf die Konjunktur in Deutschland haben wird. Welche genauen Auswirkungen dies sein werden, ist noch immer unklar, doch vielerorts wurden die Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft schon nach unten geschraubt. Andererseits könnte Deutschland auch vom Brexit profitieren: Das Handelsblatt sieht nun Frankfurts große Stunde als neue Drehschreibe der internationalen Finanzen statt London kommen.
Wichtig in dieser Woche waren die Öllagerzahlen in den USA. Die Tanks sind weiter extrem gut gefüllt und verzeichnen immer höhere Rekordzahlen. Nach Angaben des Department of Energy sind zwar die Rohölbestände gefallen, doch die kombinierten Bestände von Rohöl, Heizöl und Benzin sind insgesamt gestiegen. 1,39 Milliarden Barrel Öl und Ölprodulte haben sich mittlerweile in den Vereinigten Staaten angesammelt. Allerdings produzieren die USA immer weniger Schieferöl. Dass sich in den kommenden Monaten die Förderländer auf eine neue Begrenzungsinitiative einigen, ist mittlerweile nicht nur unwahrscheinlich, sondern vollends vom Tisch: Russlands Energieminister erklärte, dass eine Koordination der Begrenzung mit Saudi-Arabien tot sei. Auch Russland bricht mittlerweile alle Förderrekorde, berichtet Bloomberg.
Erst im nächsten Jahr wird die Nachfrage die Förderung wieder übertreffen, glaubt die Opec nach Angaben des Walllstreet Journals. Sie bleibt damit zuversichtlich, ganz im Gegensatz zum Markt. Der ist nach dem Brexit stark verunsichert. Das globale Wirtschaftswachstum könnte sich dadurch abschwächen, glauben auch die Opec-Staaten. Doch immerhin zeigt sich nach Berichten der Internationalen Energieagentur, dass sich derzeit Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht befinden. Deshalb bewegt sich der Ölpreis im Augenblick eher seitwärts, mit leichten Ausbrüchen nach oben oder unten. Und das könnte sich noch eine Weile so fortsetzen.